Russlands Aussetzung des KSE-Vertrages verschärft die Krise der Rüstungskontrolle
AG Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung Zur gestrigen Ankündigung Putins, den Vertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE) auszusetzen, erklärt der abrüstungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich: Die Aussetzung der russischen Verpflichtungen aus dem KSE-Vertrag ist ein weiterer Beleg für das wachsende Misstrauen und der damit verbundenen tiefen Krise der Rüstungskontrolle. Moskau sieht sich von der NATO offenbar mehr und mehr eingekreist. Die Debatte um einen NATO-Beitritt von Georgien und der Ukraine trägt ebenso dazu bei, wie das geplante US-Raktenabwehrsystem in Polen und Tschechien. Der Vorstoß Putins jedoch stellt eine unzulässige Vermengung zwischen der Raketenabwehr und dem KSE-Vertrag dar. Trotz der Konsultationen im NATO-Russland-Rat ist eine schwere Vertrauenskrise zu konstatieren. Unabhängig davon, inwieweit dabei auch russisches Kalkül mitspielt, muss jetzt im Bündnis mit Russland eine Debatte über die Zukunft des KSE-Vertrages geführt werden. Während Russland diesen Eckpfeiler der europäischen Sicherheitsarchitektur bereits ratifiziert hat, knüpft die NATO ihrerseits die Ratifizierung an die Bedingung, dass Russland sein militärisches Gerät und seine Truppen vollständig aus Moldawien und Georgien abzieht. Am vereinbarten vollständigen Abzug aus Georgien bis 2008 muss dabei festgehalten werden. Hinsichtlich der Zukunft des KSE-Vertrages muss sobald wie möglich eine Einigung mit Russland erzielt werden. Dabei muss auch über die rüstungskontrollpolitischen Folgen des US-Raketenschirms diskutiert werden. Der heute in Oslo tagende NATO-Russland-Rat bietet dafür das geeignete Forum. Nicht nur dem Westen, auch Russland sind Versäumnisse bei der Abrüstung vorzuwerfen. Auch der Bundestag ist aufgerufen seinen Beitrag zu leisten, um die Krise der Rüstungskontrolle zu überwinden. Eine Dauerkonfrontation zwischen den USA und Russland gefährdet die europäische Sicherheit. Die Spirale des Misstrauens muss durchbrochen werden. Außenminister Steinmeier hat Recht: "Was wir brauchen, ist mehr Abrüstung und Rüstungskontrolle."
Veröffentlicht:
Berlin, 27.04.2007