Presseerklärung

Neue Impulse für nukleare Abrüstung

AG Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung Zur iranischen Atomkrise und ihre Auswirkungen auf den Atomwaffensperrvertrag erklärt der Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion für Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung, Dr. Rolf Mützenich: Die iranische Atomkrise ist nur eine Seite der Medaille. Deshalb hat der deutsche Außenminister, Frank-Walter Steinmeier, zu Recht darauf hingewiesen, dass der Atomwaffensperrvertrag von allen Vertragsstaaten konformes Verhalten erwartet. Dies bedeutet: Nicht nur die Nicht-Kernwaffenstaaten, wie der Iran, müssen durch offene Handlungen und Kooperation mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien Vertrauen schaffen und ihre friedlichen Absichten beweisen. Auch die Kernwaffenstaaten müssen im Gegenzug endlich ihrer Verpflichtung aus Artikel VI des Atomwaffensperrvertrags zu Abrüstung und Rüstungskontrolle nachkommen. Zudem sollten sie auf den Ersteinsatz mit Kernwaffen verzichten, nicht mit dem Einsatz von Atomwaffen gegen Nicht-Kernwaffenstaaten drohen, den Kernwaffen keine neue Rolle zuweisen und die Modernisierung ihrer Nukleararsenale stoppen. Beide Gruppen sind dazu aufgerufen, an einer globalen Nuklearordnung mitzuwirken, die Atomwaffen langfristig überflüssig macht. Dazu gehört auch, dass die in Deutschland lagernden nuklearen Kurzstreckenraketen abgezogen werden sollten. Spätestens mit der Außerdienststellung der letzten Tornados 2012 sollte zudem die technische nukleare Teilhabe der Bundeswehr beendet werden. Darüber hinaus wäre es sinnvoll, wenn im NATO-Russland-Rat Verhandlungen über eine Nulllösung, sprich die vollständige Abrüstung und Zerstörung der taktischen Nuklearwaffen, aufgenommen würden. Deutschland hat als Nicht-Atommacht und Wegbereiter des Atomwaffensperrvertrages eine besondere Verantwortung, um glaubwürdig für nukleare Abrüstung einzutreten. Um die weitere Verbreitung von Atomwaffen zu verhindern, müssen sich jedoch alle Seiten bewegen. Die nukleare Abrüstung braucht dringend neue Impulse. Angesichts der Gefahr, die von Massenvernichtungswaffen ausgeht, müssen alle multilateralen Instrumente gestärkt werden, die die Gefahr einer nuklearen Katastrophe verringern könnten. Wir brauchen dringend eine Stärkung des atomaren Nichtverbreitungsregimes, verbesserte Überprüfungs- und Sanktionsmechanismen und als langfristige Perspektive die verbindliche Vereinbarung eines Zeitplans für die Abschaffung aller Atomwaffen. Ziel bleibt eine atomwaffenfreie Welt.
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Berlin, 19.06.2006

Iran: Vorrang für Diplomatie

AG Abrüstung, Rüstungskontolle und Nichtverbreitung Zum gemeinsamen Vorgehen der fünf ständigen Sicherheitsratsmitglieder und Deutschlands gegenüber dem Iran erklärt der Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion für Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung, Rolf Mützenich: Das gemeinsame Vorgehen der fünf ständigen Sicherheitsratsmitglieder und Deutschlands gegenüber dem Iran ist klug und verantwortungsvoll. Die Übermittlung neuer und verbesserter Angebote, die Vergrößerung des Verhandlungstischs und die Ausdauer könnten den Iran zum Einlenken bewegen. Die Verantwortlichen in Teheran sollten sich jetzt Zeit lassen und die Angebote eingehend prüfen. Vor allem sollten sie bedenken, dass die US-Administration einen bedeutenden Wandel in der Politik gegenüber dem Iran vollzogen hat. Das Recht auf die friedliche Nutzung der Kernenergie wird in Washington nicht mehr bestritten. Zugleich wird die Regierung in Teheran als Gesprächspartner akzeptiert. Mehr noch: man ist bereit, auf gleicher Augenhöhe zu sprechen. Die Folgen der indirekten Anerkennung des politischen Systems des Irans durch die USA könnten über das Land hinausreichen. Sollte es gelingen Vertrauen aufzubauen, könnten regionale Stabilität und Kooperation die Gewaltspirale auch anderswo durchbrechen. Dem Iran muss klar sein, dass gestern nicht allein sechs bedeutende Länder ein Maßnahmenpaket verabredet haben. Auch die in der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vertretenen Staaten und der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) verlangen seit Monaten von Teheran die Aussetzung der Urananreicherung. Die unterschiedlichen Gruppen im Iran sollten jetzt die Chance begreifen: wirtschaftlicher und sozialer Fortschritt kann nur gelingen, wenn man mit der internationalen Gemeinschaft zusammenarbeitet. Deutschland möchte in diesem Fall Partner sein. Dabei hat die Bundesregierung erneut unterstrichen, dass mit dem Vorrang für Diplomatie nur alle Seiten gewinnen können.
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Berlin, 02.06.2006

Neue Impulse für konventionelle Abrüstung und Rüstungskontrolle in Europa durch die Dritte KSE-Überprüfungskonferenz

AG Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung Heute beginnt in Wien die Dritte Überprüfungskonferenz des angepassten Vertrags über Konventionelle Streitkräfte in Europa (AKSE). Hierzu erklärt Dr. Rolf Mützenich, Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und Sprecher der SPD-Fraktion für Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung: Europa wäre heute weniger stabil und friedlich, wenn es keine Abrüstung und Rüstungskontrolle gegeben hätte. Dieses Instrument hat ganz wesentlich zu Vertrauen und Kooperation zwischen ehemaligen Gegnern beigetragen. Vor allem der Vertrag über die konventionelle Abrüstung und Rüstungskontrolle war ein Meilenstein für die Entspannungspolitik. Der Vertrag legt das Kräfteverhältnis für Kampfpanzer, gepanzerte Kampffahrzeuge, Artilleriewaffen, Kampfflugzeuge und Angriffshubschrauber fest. Das am 19. November 1990 beschlossene Vertragswerk wurde während des OSZE-Gipfels in Istanbul am 19.11.1999 angepasst. Damit wurde der KSE-Prozess nach dreijährigen Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen und das Vertragswerk für neue Mitgliedstaaten geöffnet. Der Vertrag steht nach seinem Inkrafttreten somit auch den 25 OSZE-Teilnehmerstaaten offen, die nicht Mitglieder des KSE-Regimes sind. Die NATO-Staaten haben auf ihrem Außenministertreffen in Florenz im Jahr 2000 die Ratifikation des AKSE-Vertrags von der Erfüllung der Istanbuler Verpflichtungen seitens Russlands in Bezug auf Georgien und Moldau abhängig gemacht und den Ratifikationsprozess ausgesetzt. Diese nunmehr sechs Jahre andauernde Verzögerung droht mittlerweile das gesamte Vertragswerk in Frage zu stellen. Die Gefahr einer schleichenden Erosion des KSE-Regimes wächst. Dies gilt umso mehr, als der alte KSE-Vertrag zunehmend weniger mit den sich besonders im Zuge der NATO-Erweiterung verändernden sicherheitspolitischen Gegebenheiten vereinbar ist. Bis heute haben erst zwei Staaten den angepassten KSE-Vertrag ratifiziert ? Belarus und die Ukraine. Russland hat den Ratifizierungsprozess eingeleitet ? wegen der Haltung der westlichen Staaten jedoch ausgesetzt. Hier stellt sich die Frage ob die von den NATO-Staaten verfolgte Aufrechterhaltung des Junktims zwischen dem russischen Truppenabzug aus Georgien und Moldau und der Ratifizierung des Vertragswerkes noch sinnvoll ist, oder ob dem Inkrafttreten des AKSE-Vertrags nicht Vorrang vor der Lösung der beiden Regionalkonflikte gegeben werden sollte. Die Bundesregierung muss auch auf der KSE-Überprüfungskonferenz in Wien ihrer Rolle als wichtiger Förderer der Implementierung und Ausgestaltung des KSE-Vertrages gerecht werden und sich weiterhin aktiv für die Beseitigung von Ratifikationshindernissen einsetzen, um dort ? über eine bloße Absicherung des Erreichten hinaus ? weitere politische Ziele bei der konventionellen Abrüstung in Europa anzustreben.
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Berlin, 30.05.2006

Atomstreit mit Iran kommt vor UN-Sicherheitsrat

AG Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung Anlässlich der erzielten Einigung der fünf Veto-Mächte, wegen des iranischen Atomprogramms den UN-Sicherheitsrat zu befassen, erklärt der Sprecher der Arbeitsgruppe Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich: Es ist begrüßenswert, dass sich die Außenminister der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates sowie Deutschlands und der Europäischen Union (EU) einig sind: Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) soll den Iran vor das UN-Gremium bestellen. Der Sicherheitsrat soll nun bei der Sitzung der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) in dieser Woche angerufen werden. Es kommt jetzt darauf an, dass auch die weiteren Mitglieder des IAEA-Gouverneursrates diesen Kurs unterstützen. Bis März soll dann die Atomenergie-Behörde ihren Bericht vorlegen. Die Anrufung des Sicherheitsrates bedeutet dabei keinesfalls, dass nun Sanktionen verhängt oder gar Militärschläge gegen den Iran angedroht werden. Einen solchen Automatismus gibt es nicht und darf es nicht geben. Iran hat hiermit eindrücklich vor Augen geführt bekommen, dass sich die internationale Gemeinschaft nicht auseinanderdividieren lässt. Teheran hat jetzt die Möglichkeit, auf die weit reichenden Kompromissvorschläge der EU und Russlands einzugehen. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen ist das legitime Forum, in das der Atomkonflikt mit dem Iran nun gehört. Denn die IAEA kann lediglich die Regelverletzungen feststellen, weiterreichende Schritte können nur mit der Autorität des UN-Sicherheitsrates und im rechtlichen Rahmen der UN-Charta beschlossen werden. Die Befassung des Sicherheitsrates signalisiert der Teheraner Führung, dass die internationale Gemeinschaft nicht gewillt ist, eine Atommacht Iran zu akzeptieren. Sie zeigt aber auch, dass man nach wie vor bereit ist, eine diplomatische Lösung zu suchen. Die konsequente Haltung der internationalen Gemeinschaft ist nicht nur ein Erfolg europäischer Außenpolitik, sondern auch des deutschen Außenministers Frank-Walter Steinmeier.
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Berlin, 31.01.2006

Iran verlässt Verhandlungsgrundlage

AG Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung Zu der Ankündigung des Iran, ab 9. Januar seine umstrittene Forschungsarbeiten an nuklearen Brennstoffen wieder aufzunehmen erklärt Dr. Rolf Mützenich, Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und Sprecher der SPD-Fraktion für Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung: Mit der ?Teheraner Erklärung? vom 22.10.2003 und dem ?Pariser Abkommen? vom 15.11.2004 verpflichtete sich der Iran für die Dauer von Verhandlungen auf urananreicherungsbezogene Aktivitäten zu verzichten. Die iranische Regierung verstößt gegen diese Grundlagen, wenn sie am kommenden Montag diese wieder aufnehmen will. Damit scheint der bisherige Verhandlungsweg endgültig gescheitert. Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass die Internationale Atomenergiebehörde bald den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wegen der iranischen Atomkrise anrufen wird. Die europäischen Regierungen müssen in den kommenden Wochen darüber beraten, ob die bisherige Verhandlungsstrategie noch Erfolg versprechend sein kann. Angesichts der anhaltenden Provokationen aus Teheran darf man daran zweifeln. Denn die bisherigen Überlegungen gingen davon aus, dass Anreize und Drohungen eine ausreichende Mischung für eine einvernehmliche Lösung darstellen. Offenbar sind diese Voraussetzungen aber nicht mehr vorhanden. Die wichtigsten politischen Gruppen im Iran sind derzeit weder zu Kompromissen bereit, noch rational kalkulierbar. Eine Möglichkeit wäre, die Gespräche für einen längeren Zeitraum auszusetzen. Dann könnten veränderte Strategien diskutiert und mit weiteren Partnern verabredet werden. Vor allem muss mit Russland, der VR China und den Ländern am Persischen Golf eine abgestimmte Linie gefunden werden. Dem Iran muss eine ge- und entschlossene internationale Gemeinschaft vor Augen geführt werden. Genauso wichtig ist jedoch eine gemeinsame Strategie zwischen Europa und den USA. Deshalb gehört das Thema Iran bei den in einer Woche stattfindenden Regierungskonsultationen zwischen den USA und Deutschland auf der Gesprächsordnung ganz nach oben. Die Bundesregierung muss mit Präsident Bush eine gemeinsame Strategie zur friedlichen Lösung der iranischen Atomkrise für die kommenden Monate verabreden. Dazu gehört auf Seiten der USA die Bereitschaft zu weiteren, substantiellen Angeboten und auf Seiten Deutschlands, mögliche Sanktionen gegen den Iran zu unterstützen. In den kommenden Monaten wird über die Zukunft der internationalen Nuklearordnung entschieden.
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Berlin, 04.01.2006

Nordkorea stellt Ende seines Atomprogramms in Aussicht

AG Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung Zum Stand der Verhandlungen der nordkoreanischen Nuklearkrise erklärt der Sprecher für Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Rolf Mützenich: Im Zusammenhang mit der nordkoreanischen Atomkrise empfiehlt es sich, Durchbruchs- und Erfolgsmeldungen mit Vorsicht zu genießen. Die jüngsten Entwicklungen geben jedoch Anlass zur Hoffnung. Offenbar hat Nordkorea bei der vergangenen Runde der Sechs-Parteien-Gespräche nicht nur abermals vage das Ende seines Atomprogramms in Aussicht gestellt, sondern darüber hinaus einen konkreten und weit reichenden Fünf-Punkte-Plan vorgelegt. Danach möchte Pjöngjang als Erstes die Planungen für atomare Tests einstellen und anschließend sein Atomprogramm vollständig einstellen. Es erklärt sich zudem einverstanden, keine Nuklear-technologie an andere Staaten zu liefern. In einem letzten Schritt will Nordkorea dem Atomwaffensperrvertrag beitreten und sich den Kontrollen der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA unterwerfen. Einig war man sich bei den Verhandlungen auch darüber, dass die koreanische Halbinsel eine atomwaffenfreie Zone werden soll. Die SPD-Bundestagsfraktion begrüßt diese positiven Entwicklungen. Das Land kann im Gegenzug mit Hilfe und Kooperation rechnen. Aus europäischer Sicht sollte vor allem die Verbreitung der Raketentechnologie in einen Vertrag mit Nordkorea einbezogen werden. Sollte der Dialograhmen tatsächlich erfolgreich zu Ende geführt werden, könnte dies für ganz Asien beispielhaft sein. Denn auch andere Konfliktfelder in dieser Region, insbesondere die bis heute ungehindert voranschreitende konventionelle Aufrüstung, müssen mit Hilfe der Rüstungskontrolle kooperativ bearbeitet werden.
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Berlin, 14.11.2005

Atomteststoppvertrag weiter auf Eis

AG Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung Anlässlich der erfolglosen Konferenz zum Umfassenden Atomteststoppvertrag (CTBT) erklärt der abrüstungspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Rolf Mützenich: Am Wochenende ist die dreitägige Überprüfungskonferenz zum umfassenden Atomteststoppvertrag (CTBT) in New York ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Das erneute Scheitern der Konferenz wird die internationalen Bemühungen, die Verbreitung von Kernwaffen zu verhindern, weiter erschweren. Der Umfassende Teststoppvertrag ist neben dem Atomwaffensperrvertrag ein Eckpfeiler der nuklearen Abrüstung. 176 Staaten haben das Abkommen unterzeichnet, 125 ratifiziert. Solange jedoch nicht alle Kernwaffenstaaten und weitere Länder, die über nukleartechnisches Wissen und Material verfügen, den Teststoppvertrag unterzeichnet haben, ist die Gefahr eines nuklearen Wettrüstens nicht gebannt. Die Zusammenhänge sind offenkundig: Zwischen der unbegrenzten Verlängerung des Atomwaffensperrvertrages und der Akzeptanz des umfassenden Teststoppvertrages durch die damalige Clinton-Administration bestand ein unmittelbarer Zusammenhang. Nachdem der Teststoppvertrag nicht durch den Kongress ratifiziert wurde, verweigerten Indien und Pakistan als Reaktion darauf die Unterzeichnung. Beide Staaten überschritten im Mai 1998 mit eigenen Testexplosionen die nukleare Schwelle. Seitdem findet in Südasien ein atomarer Rüstungswettlauf statt, der weit über die Region hinauswirkt. Deshalb wäre es ein wichtiges abrüstungspolitisches Signal gewesen, wenn die Überprüfungskonferenz erfolgreich verlaufen wäre. Doch die USA, die VR China, Indien, Pakistan, Iran, Nordkorea und weitere Länder blockieren weiterhin den Teststoppvertrag. Diese Haltung ist nicht nur regelwidrig, sondern auch kurzsichtig. Sie entwertet die multilateralen Bemühungen um die Begrenzung, den Abbau und den Verzicht auf nukleare Rüstung. Derartige Regelwerke sind unentbehrlich für eine friedliche Zukunft. Die SPD-Fraktion unterstützt deshalb den Aufruf des UN-Generalsekretärs Kofi Annan an alle Staaten, bis zum Inkrafttreten des Vertragswerks ein Moratorium für Atomwaffentests einzuhalten. Angesichts der Gefahr, die von Massenvernichtungswaffen ausgeht, müssen alle multilateralen Instrumente gestärkt werden, die die Gefahr einer nuklearen Katastrophe verringern könnten.
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Berlin, 26.09.2005

Nordkorea und Iran: Diplomatie macht Sinn

AG Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung Zum Stand der Verhandlungen der nordkoreanischen und iranischen Nuklearkrise erklärt der Sprecher für Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Rolf Mützenich: Aus Sicht der atomaren Abrüstung könnte dieser Woche eine entscheidende Bedeutung zukommen. Einerseits scheint sich in der nordkoreanischen Atomkrise eine Lösung anzubahnen, andererseits bewegt sich der Konflikt mit dem Iran über sein Atomprogramm auf eine neue Eskalationsstufe zu. Obwohl noch nicht von einem Durchbruch gesprochen werden kann, kommen aus Peking gute Nachrichten. Nordkorea scheint grundsätzlich zur Aufgabe seines Nuklearprogramms und zur Rückkehr zum Atomwaffensperrvertrag bereit. Das Land kann im Gegenzug mit Hilfe und Kooperation rechnen. Der jetzt aufgetauchte Konflikt über den Zeitpunkt der Lieferung von Leichtwasserreaktoren darf nicht zum Stolperstein werden. Aus europäischer Sicht sollte vor allem die Verbreitung der Raketentechnologie in einem Vertrag mit Nordkorea einbezogen werden. Schrittfolge und Absichten erinnern an die Vereinbarung, die bereits die Clinton-Administration mit Pjöngjang ausgehandelt hatte. Präsident Bush hatte zu Beginn seiner Amtszeit dann diesen Politikstil abrupt und mit wenig Rücksicht auf Südkorea beendet. Es macht Sinn, dass das Weiße Haus nun wieder auf Diplomatie setzt. Allerdings sind auch die Rahmenbedingungen heute andere: Vor allem die VR China hat ein großes Interesse, die nordkoreanische Atomkrise friedlich zu bearbeiten. Die Gastgeber der Sechser-Gespräche waren verlässliche und kluge Verhandlungsführer. Sollte der Dialograhmen tatsächlich erfolgreich zu Ende geführt werden, könnte dies für ganz Asien beispielhaft sein. Denn auch andere Konfliktfelder in dieser Region, insbesondere die bis heute ungehindert voranschreitende konventionelle Aufrüstung, müssen mit Hilfe der Rüstungskontrolle kooperativ bearbeitet werden. Auf der anderen Seite droht diese Woche das endgültige Scheitern der europäischen Vermittlungsbemühungen im Fall Iran. Die Absicht der Europäischen Union (EU), die Atomkrise an den Sicherheitsrat zu überweisen, macht derzeit keinen Sinn. Innerhalb der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA) gibt es in dieser Frage keinen Konsens. Iran arbeitet weiterhin mit den Inspekteuren der IAEA zusammen und gravierende Verdachtsmomente scheinen ausgeräumt. Vor allem: Der Vorschlag des iranischen Präsidenten, Uran in einem internationalen Verbund anzureichern, verdient eingehender geprüft zu werden. Diplomatie macht ? ebenso wie in Nordkorea ? also auch gegenüber Iran weiterhin Sinn.
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Berlin, 20.09.2005

Der UNO-Gipfel darf nicht scheitern

AG Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung Zum heute beginnenden "UNO Millenium + 5"-Gipfel erklärt der Sprecher für Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Rolf Mützenich: So begrüßenswert der Reformgipfel auch ist, so bleibt es aus abrüstungspolitischer Sicht beklagenswert, dass auf Drängen der USA jeglicher Verweis auf Abrüstung und Rüstungskontrolle aus dem UN-Reformentwurf gestrichen wurde. Für Washington besteht die "wahre" Bedrohung für die internationale Sicherheit in der Weiterverbreitung von Atomwaffen. Diese Haltung der US-Regierung hat bereits entscheidend zum Scheitern der Konferenz zum Atomwaffensperrvertrag beigetragen. Nach Auffassung der SPD-Bundestagsfraktion sind Abrüstung und Weiterverbreitung jedoch zwei Seiten einer Medaille. Im Atomwaffensperrvertrag haben sich die Atommächte verpflichtet, ihre Arsenale langfristig abzubauen. Nur auf dieser Basis erklärten sich die übrigen Unterzeichnerstaaten bereit, auf Atomwaffen zu verzichten. Vor diesem Hintergrund ist das vor wenigen Tagen bekannt gewordene Strategiepapier des Pentagon, welches unter anderem präventive Atomangriffe gegen feindliche Staaten und Extremistengruppen empfiehlt, alles andere als hilfreich. Sollte das Papier offizielle Doktrin werden, würde die Rüstungskontrolle noch weiter in die Krise geraten. Es kommt darauf an, Konflikte mit nichtmilitärischen Mitteln zu lösen. Rüstungskontrolle kann dabei eine wichtige Rolle spielen. Gerade die Vereinten Nationen bieten dafür den geeigneten und legitimen Rahmen. Umso bedauerlicher ist es, dass die mächtigen Staaten dieser Welt, zunehmend weniger Bereitschaft zeigen, diesen auch zu nutzen. Der Reformgipfel ist ein Schritt in die richtige Richtung - weitere werden folgen müssen. Die Bundesregierung hat in den vergangenen Jahren zusammen mit weiteren Partnern wichtige Initiativen zugunsten der Nichtverbreitung von Atomwaffen begonnen. Derartige Schritte sind auch in Zukunft erforderlich. Sie erfordern eine selbstbewusste und standhafte Außenpolitik - so wie sie Bundeskanzler Gerhard Schröder im deutschen Interesse vertritt.
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Berlin, 14.09.2005

Kompromiss statt Eskalation im iranischen Atomstreit

AG Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung Anlässlich der Beratungen der EU-Außenminister und der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) am morgigen Samstag zur iranischen Atomkrise erklärt der Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion für Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung, Dr. Rolf Mützenich: Die iranische Atomkrise muss am Verhandlungstisch gelöst werden. Alle Beteiligten sollten den Bericht und die Beratungen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) nutzen, um den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. Dafür sind Besonnenheit und Mut erforderlich. So muss das iranische Parlament endlich das Zusatzprotokoll zum Atomwaffensperrvertrag (NPT) ratifizieren. Dann könnten die Inspekteure der IAEA auf einer klaren Rechtsgrundlage verdächtige Nuklearstandorte im Iran untersuchen. Bis zu einem Verhandlungsergebnis müssen zudem alle Aktivitäten bei der Urankonversion unterbleiben. Auch der iranische Versuch, angeblich genehmere Gesprächspartner in die Verhandlungen einzubeziehen, ist untauglich. Die Europäische Union (EU) und deren Beauftragte sind ernstzunehmende und einflussreiche Gesprächspartner. Nur in dieser Konstellation können mögliche Verhandlungsergebnisse auch praktisch umgesetzt werden. Im Gegenzug sollte die EU prüfen, ob auf Sanktionsdrohungen und die Anrufung des Sicherheitsrates verzichtet werden kann. Offensichtlich gibt es derzeit keine Hinweise auf verbotene Nuklearaktivitäten im Iran. Die kontaminierten Geräte stammen demnach aus einem Drittland. Der Bericht der IAEA könnte also ein Dokument zugunsten neuer vertrauensbildender Schritte sein. Möglicherweise wäre jetzt der Weg für internationale und regionale Ansätze im Bereich der Urananreicherung frei. Es gibt genügend Handlungsspielraum. Die iranische Atomkrise darf in den kommenden Tagen nicht weiter eskalieren. Das regionale Umfeld ist ohnehin höchst instabil. Jede weitere Zuspitzung würde nur den Gegnern einer Verhandlungslösung in die Hand spielen. Berlin, 02.09.2005
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Berlin, 02.09.2005

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