Neue Impulse für nukleare Abrüstung
AG Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung Zur iranischen Atomkrise und ihre Auswirkungen auf den Atomwaffensperrvertrag erklärt der Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion für Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung, Dr. Rolf Mützenich: Die iranische Atomkrise ist nur eine Seite der Medaille. Deshalb hat der deutsche Außenminister, Frank-Walter Steinmeier, zu Recht darauf hingewiesen, dass der Atomwaffensperrvertrag von allen Vertragsstaaten konformes Verhalten erwartet. Dies bedeutet: Nicht nur die Nicht-Kernwaffenstaaten, wie der Iran, müssen durch offene Handlungen und Kooperation mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien Vertrauen schaffen und ihre friedlichen Absichten beweisen. Auch die Kernwaffenstaaten müssen im Gegenzug endlich ihrer Verpflichtung aus Artikel VI des Atomwaffensperrvertrags zu Abrüstung und Rüstungskontrolle nachkommen. Zudem sollten sie auf den Ersteinsatz mit Kernwaffen verzichten, nicht mit dem Einsatz von Atomwaffen gegen Nicht-Kernwaffenstaaten drohen, den Kernwaffen keine neue Rolle zuweisen und die Modernisierung ihrer Nukleararsenale stoppen. Beide Gruppen sind dazu aufgerufen, an einer globalen Nuklearordnung mitzuwirken, die Atomwaffen langfristig überflüssig macht. Dazu gehört auch, dass die in Deutschland lagernden nuklearen Kurzstreckenraketen abgezogen werden sollten. Spätestens mit der Außerdienststellung der letzten Tornados 2012 sollte zudem die technische nukleare Teilhabe der Bundeswehr beendet werden. Darüber hinaus wäre es sinnvoll, wenn im NATO-Russland-Rat Verhandlungen über eine Nulllösung, sprich die vollständige Abrüstung und Zerstörung der taktischen Nuklearwaffen, aufgenommen würden. Deutschland hat als Nicht-Atommacht und Wegbereiter des Atomwaffensperrvertrages eine besondere Verantwortung, um glaubwürdig für nukleare Abrüstung einzutreten. Um die weitere Verbreitung von Atomwaffen zu verhindern, müssen sich jedoch alle Seiten bewegen. Die nukleare Abrüstung braucht dringend neue Impulse. Angesichts der Gefahr, die von Massenvernichtungswaffen ausgeht, müssen alle multilateralen Instrumente gestärkt werden, die die Gefahr einer nuklearen Katastrophe verringern könnten. Wir brauchen dringend eine Stärkung des atomaren Nichtverbreitungsregimes, verbesserte Überprüfungs- und Sanktionsmechanismen und als langfristige Perspektive die verbindliche Vereinbarung eines Zeitplans für die Abschaffung aller Atomwaffen. Ziel bleibt eine atomwaffenfreie Welt.
Veröffentlicht:
Berlin, 19.06.2006