Publikationen

Fragmentierte Außenpolitik als Antwort auf die zunehmende Komplexität der Welt

Die Forderung nach einer deutschen Außenpolitik aus einem Guss ist fast so alt wie die Bundesrepublik selbst. Der stetig steigende Komplexitätsgrad internationaler Politik kann in der Tat nur durch eine effektive Bündelung und Koordinierung des vorhandenen Fachwissens geleistet werden. Die sich daraus ergebende notwendige Abstimmung zwischen verschiedenen Ministerien, dem Bundeskanzleramt – und nicht zuletzt dem Parlament – kann sicherlich eine kohärente Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik erschweren. Zugleich bezweifle ich, dass eine „Außenpolitik aus einem Guss“ nur in einer Einheit entwickelt werden kann – im Gegenteil. (...)
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In: Wolfgang Ischinger/Dirks Messner (Hrsg.), Deutschlands neue Verantwortung. Die Zukunft der deutschen und europäischen Außen-, Entwicklungs- und Sicherheitspolitik, Berlin 2017, S. 314/315.

Mützenich: Für Ignoranz und Ausgrenzung ist Russland zu groß und zu mächtig

Präsident Wladimir Putin: Russland schafft Unfrieden in Europa, aber ignorieren kann man das grösste Land der Erde nicht, meint SPD-Fraktionsvize Rolf Mützenich. Der Vizechef der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich, antwortet in der vorwärts-Debatte auf Heinrich August Winkler: Es wäre...
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Vorwärts.de, 20.12.2016

Gegen die autoritäre Internationale

Es sind goldene Zeiten für Apokalyptiker. Wenn vor einem Jahr jemand prophezeit hätte, dass Großbritannien aus der EU austreten, Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten und die Türkei sich auf dem Weg in ein autoritäres, antidemokratisches Regime befinden werden, er wäre zweifelsohne für verrückt erklärt worden. Ein Egomane und Populist, Lügner und Steuerbetrüger ist nun – zumindest pro forma – der mächtigste Mann der Welt. In Moskau dürfte Krimsekt geflossen sein. Der Triumph des bekennenden Putin-Verehrers Trump ist aus diesem Blickwinkel auch ein Sieg des Kreml und der „autoritären Internationalen“. Mit Trump könnten nun aber auch endlich die Träume der linken und rechten Populisten in Deutschland wahr werden: das Ende der Nato, des Freihandels und die Rückkehr zur nationalen Kirchturmpolitik. In diesen Punkten sind sich Donald Trump, die Alternative für Deutschland (AfD) und Teile der Linken erstaunlich einig. Man kann nur hoffen, dass die im Kongress noch verbliebenen „vernünftigen“ Republikaner in der Lage sein werden, die schlimmsten Auswüchse zu verhindern. Zudem gibt es erste Anzeichen, dass auch Donald Trump zwischen Wahlkampfgetöse und Realpolitik zu unterscheiden weiß. (...)
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Frankfurter Rundschau, 09.12.2016

Probleme einer Neuorientierung sozialdemokratischer Außenpolitik seit 1990

Es ist gut, dass das wichtige Thema der „Neuorientierung sozialdemokratischer Außenpolitik seit 1990“ auf einer Tagung der Historischen Kommission diskutiert. Zumal wir, die wir derzeit mit der aktuellen internationalen Politik befasst sind, sei es gegenüber Russland und der Ukraine oder gegenüber dem arabischen Raum, immer wieder mit „Geschichte“ konfrontiert werden. „Geschichte“ dient dabei nicht nur zur Erklärung von gegenwärtigen Konflikten und Zusammenhängen, sondern sie wird auch von allen Seiten immer wieder zur Begründung und Legitimation von bestimmten Handlungen benutzt und instrumentalisiert. Deshalb lohnt es sich immer wieder solche Mythen und Erweckungsdoktrinen kritisch zu hinterfragen, zumal wenn diese dazu beitragen, dass Europa kriegerischer und unsicherer wird. (...)
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In: Bernd Faulenbach/Bernd Rother (Hrsg.),  Außenpolitik zur Eindämmung entgrenzter Gewalt: Historische Erfahrungen der Sozialdemokratie und gegenwärtige Herausforderungen, Essen 2016, S. 121-128

Der schwierige Weg zum Frieden

Am 3. Oktober stimmte die kolumbianische Bevölkerung überraschend und denkbar knapp gegen das Friedensabkommen mit den Farc-Rebellen. Gleichwohl haben der vorerst gescheiterte Friedensvertrag in Kolumbien und die Debatte darüber, ob ein Ende des syrischen Gemetzels unter Einbeziehung von Assad überhaupt noch möglich ist, die Frage nach dem Umgang mit Gewaltgruppen und Kriegsherren wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Kann Kolumbien trotz des Votums dennoch als Modell für andere Konflikte wie das bürgerkriegsgeplagte Syrien dienen? (...)
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Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau, 07.10.2016

Der Säbel bleibt stecken

Auf ihrem Gipfeltreffen in Warschau wird die NATO einmal mehr versuchen, einander widersprechende Aufgaben, Wünsche, Anforderungen und Ängste unter einen Hut, bzw. in ein Abschlusskommuniqué zu bringen. Um den nachvollziehbaren Befürchtungen der osteuropäischen Mitgliedsländer vor Russland Rechnung zu tragen, verstärkt die NATO ihre militärische Präsenz in Osteuropa. In Polen, Estland, Lettland und Litauen wird jeweils ein Bataillon (rund 1.000 Soldaten) auf Rotationsbasis stationiert werden. Die von Polen und Balten geforderte permanente Stationierung von NATO-Truppen wurde von Deutschland und anderen Ländern als Verstoß gegen die NATO-Russland-Grundakte von 1997 abgelehnt. Aus Sicht der Balten und Polen ist diese – wenn auch eher symbolische – Stationierung eine Art Lebensversicherung und Ausdruck des Beistandsversprechens nach Artikel 5 des NATO-Vertrages. (...)
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IPG-Journal, 06.07.2016

Atomwaffen: Vom Atomabkommen zur atomwaffenfreien Zone?

Das iranische Atomabkommen erscheint wie einer der seltenen Lichtblicke in einer zunehmend aus den Fugen geratenen Welt. Der Nahe und Mittlere Osten gleitet ins Chaos ab und droht zu zerfallen. In Syrien, Libyen und dem Jemen herrscht die Gewalt. Im Irak versucht eine instabile Regierung, den "Islamischen Staat" niederzuringen, während die Kurden im Nordirak ihre Autonomiepläne weiterverfolgen. In der Türkei dominiert die gewalttätige Auseinandersetzung zwischen PKK und türkischem Staat, und der IS verübt Terroranschläge in türkischen Großstädten. Vermehrt und zu Recht wurden in jüngster Zeit Forderungen nach einem System regionaler Sicherheit im Nahen Osten und am Persischen Golf nach dem Vorbild der OSZE zur Debatte gestellt. Auf dem Weg dorthin kann auch ein ganz konkretes Konzept eine wichtige Rolle spielen: eine atomwaffenfreie Zone. (...)
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Gastbeitrag in der Zeit online, 01.05.2016

Saudi-Arabien – „Strategischer Partner“ oder Schurkenstaat?

Deutsche Politik und Öffentlichkeit streiten wieder einmal über den richtigen Umgang mit Saudi-Arabien. Die einen sehen im wahhabitischen Königshaus nach wie vor einen unverzichtbaren Partner, der zur Regelung von Regionalkonflikten und zur Stabilisierung in der Region gebraucht wird und mit dem man zudem lukrative (Rüstungs-)Geschäfte machen kann. Die anderen sehen in Riad einen gefährlichen Exporteur ultrakonservativer islamischer Ideologie, der die Menschenrechte mit Füßen tritt und maßgebliche Mitschuld an der Destabilisierung der Region trägt. Die Herrscher in Riad wiederum fühlen sich, umringt von Kriegen und Krisenherden, existenziell bedroht. Keiner weiß, wie viele Saudis tatsächlich mit dem „Islamischen Staat“ und dessen radikaler Ideologie sympathisieren, die sich nur unwesentlich von der saudischen Staatsdoktrin des Wahhabismus unterscheidet. Nun rächt sich, dass das saudische Königshaus jeden Konflikt in der Region primär unter dem iranisch-saudischen Machtkampf betrachtet. Die damit verbundene Sorge, dass sich der „schiitische Halbmond“ in einen Vollmond verwandeln könnte, führt dazu, dass der Aufschwung radikaler islamistischer Gruppen in Stellvertreterkriegen aller Art billigend in Kauf genommen wird. Der Rückzug der USA aus der Region unter Obama wird von den saudischen Eliten als Verrat empfunden. Hinzu kommt, dass die Vereinigten Staaten aufgrund der Schieferölrevolution vom Importeur zum Exporteur von Rohöl wurden. Der damit einhergehende aggressive Preiskrieg hat zu einem radikalen Ölpreisverfall geführt, der auch Riad zu schaffen macht. (...)
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Welttrends 114, April 2016, Seite 70-72

Schurke oder Partner?

Die deutsche Politik und Öffentlichkeit streiten wieder einmal über den richtigen Umgang mit Saudi-Arabien. Die einen sehen im wahhabitischen Königshaus nach wie vor einen unverzichtbaren Partner, der zur Regelung von Regionalkonflikten und zur Stabilisierung in der Region gebraucht wird und mit dem man zudem lukrative (Rüstungs-) Geschäfte machen kann. Die anderen sehen in Riad einen gefährlichen Exporteur ultrakonservativer islamischer Ideologie, der die Menschenrechte mit Füßen tritt und maßgebliche Mitschuld an der Destabilisierung der Region trägt. (...)
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Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau, 15.2.2016

Für eine humane europäische Flüchtlingspolitik und eine wirksame Bekämpfung der Fluchtursachen!

Weltweit sind 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Das ist die höchste Zahl seit dem 2. Weltkrieg. Sie fliehen vor Krieg, Terror und Hunger. Immer mehr hilfesuchende Menschen kommen auch nach Europa, insbesondere nach Deutschland, um hier Asyl zu beantragen - alleine in diesem Jahr eine Million. Bis heute ist eine stabile Mehrheit der Deutschen der Auffassung, dass wir den Vertriebenen helfen sollten, und dass wir in der Lage sind, diesen Kraftakt zu meistern. Diese bewundernswerte Zuversicht sollte nicht durch populistische Parolen und das Schüren von Ängsten ins Wanken gebracht werden. Doch genau dies tun Pegida, AfD, Söder und Co., unterstützt von den europäischen Rechtspopulisten Orban, Le Pen und wie sie noch alle heißen. Verantwortungslose Politiker, die auf die Fragestellungen des 21. Jahrhunderts vor allem Antworten aus dem frühen 20. Jahrhundert geben: Grenzen, Kontrolle, Überwachung. Wer solche Forderungen stellt, hat nichts begriffen und nichts aus der europäischen Geschichte gelernt. (...)
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Streitkultur-Magazin, Willi-Eichler-Akademie e.V., Dezember 2015

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