Publikationen

Neue Wege in der Russland-Politik

Wer heutzutage für neue Initiativen in der Russlandpolitik wirbt, bekommt nicht selten umgehend das Etikett des „naiven Russland-Verstehers“ verpasst. Deshalb vorweg: Ja, der russische Staat hat das Völkerrecht gebrochen, führt in der Ostukraine und in Syrien Krieg, versucht die EU und die westlichen Demokratien zu destabilisieren und ist womöglich sogar Schuld an der Wahl Donald Trumps. Es wird nicht besser dadurch, dass auch andere Staaten Völkerrecht gebrochen haben und mehr und mehr auf das Recht des Stärkeren setzen. Entscheidend sind jedoch die Fragen: Was folgt daraus? Und wie geht man mit dieser hochexplosiven und schwierigen Ausgangslage um? Gießt man weiter Öl ins Feuer oder versucht man, die Spirale der gegenseitigen Beschuldigungen, Vorhaltungen und Denkverbote zu überwinden? Ich bin überzeugt: Wir brauchen eine Politik, die mit neuen Initiativen und Formaten dazu beiträgt, Blockaden aufzubrechen und aus Sackgassen herauszukommen. Eine Politik, die von der Akzeptanz und einer schonungslosen Analyse des Status quo ausgeht und versucht, diesen mit einer pragmatischen Politik der kleinen Schritte zu überwinden. Die von Egon Bahr konzipierte und von Willy Brandt umgesetzte Ost- und Entspannungspolitik der 1960er und 1970er Jahre war genau dies. (...)
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Kölner Stadt-Anzeiger, 05.05.2018

Euro GroKo

In recent years, certainties within international politics have become fewer for Germany. European integration appears more fragile due to growing social disparities within the EU; Brexit and nationalist trends across most of Europe are also playing a role. At the same time, international policy regimes and fundamental principles such as international law, multilateralism and the universal validity of human rights have come under pressure. The threat of a new arms race and efforts by large powers to project their influence imply additional risks and demand new political responses. Along with our partners, we face the great challenge of preventing a return of war to Europe and its neighboring countries, and of averting Europe-bound refugee flows triggered by civil war, climate change and undemocratic and unconscionable living conditions. Even aside from these issues, sustainable German and European development policy has an essential part to play. (...)
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The Security Times (German Times’ Special Edition), February 2018, S. 10

Rüstungsexporte: Die GroKo könnte neue Maßstäbe setzen

- Mit dem Versuch verbindlicher Regulierungen sind wir oft gescheitert - Der neue Koalitionsvertrag verspricht aber in vielen Bereichen Abhilfe - Nächstes Ziel ist eine restriktive europäische Exportrichtlinie Rüstungsgüter sind kein allgemeines Wirtschaftsgut. Ihre Ausfuhr darf deshalb nur unter besonderen Rahmenbedingungen überhaupt möglich sein. Seit Jahren wird darum von seiten der Sozialdemokratie versucht, die Ausfuhr- und Genehmigungspraxis von Rüstungsgütern in Krisengebiete und Drittstaaten zu verbieten beziehungsweise verbindlich zu regulieren.(...)
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Xing, Klartext, 15.02.2018

Meilenstein für ein verantwortungsbewusstes Deutschland

Im nun vorliegenden Koalitionsvertrag sind zentrale Prinzipien deutscher Friedenspolitik für eine Welt im Umbruch verankert. Frieden schaffen, Europa einen, Globalisierung gerecht gestalten und die Welt sicherer machen – diese Ziele haben uns geleitet. Vor allem in drei Punkten konnten wir unsere Schwerpunkte und Vorstellungen einer an Frieden und Gerechtigkeit orientierten Außen- und Entwicklungspolitik im Koalitionsvertrag verankern und die Grundlagen für einen Paradigmenwechsel legen. Frieden schaffen und Rüstungsexporte beschränken Die vorrangige Aufgabe deutscher Außenpolitik als Friedenspolitik besteht darin, die auf Regeln und Kooperation basierenden Institutionen und Organisationen zu stärken und weiter zu entwickeln. Ziel bleibt es, Konflikte einzugrenzen und eine nachhaltige Regelung zu erreichen. Hier hat Deutschland u.a. beim iranischen Atomabkommen und beim internationalen Krisenmanagement in der Ukraine-Krise eine wichtige Rolle übernommen. Mit Blick auf neue Unsicherheiten in der Weltpolitik bekennen wir uns zu mehr internationaler Zusammenarbeit, Dialog und Multilateralismus. Deswegen werden wir die Vereinten Nationen und andere internationale Institutionen stärken. Dieses Bekenntnis ist gleichzeitig ein Gegenpol zur derzeitigen amerikanischen Außenpolitik. (...)
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IPG-Journal.de, 08.02.2018

Verteidigt den Multilateralismus

Dem jüngst erschienenen Buch "Fire and Fury“ zufolge wollte Donald Trump gar nicht US-Präsident werden, sondern knapp verlieren, um danach noch reicher zu werden. Dieser Wunsch wurde ihm nicht erfüllt. Knapp ein Jahr nach dieser "Präsidentschaft wider Willen“, die Amerika und die Welt grundlegend verändert hat, ist es Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. Beginnen wir mit dem Positiven. Zwar hat der US-Präsident nahezu jeden Staats- und Regierungschef vor den Kopf gestoßen oder beleidigt, aber - zumindest bis jetzt - keinen Krieg vom Zaun gebrochen, auch wenn es in Nordkorea Spitz auf Knopf steht. Zudem hat Donald Trump bislang nur wenige seiner Ziele umsetzen können. Die Steuerreform und die Nachfolge im Supreme Court sind bislang die einzigen Projekte, die er durch den Kongress bekommen hat. Darüber hinaus haben die letzten zwölf Monate gezeigt, dass im Gegensatz zu Russland, China, aber auch den EU-Staaten Ungarn und Polen die 250 Jahre alte US-Demokratie nicht ohne weiteres gleichzuschalten ist und das System der "checks and balances“ weitgehend funktioniert. (...)
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Frankfurter Rundschau, 16.01.2018

Ende des Transatlantizismus?

Vor gut einem Jahr am 9. November 2016 ist das eingetreten, was nahezu niemand für möglich hielt. Donald Trump wurde zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt. Seitdem scheinen die USA die schlimmsten anti-amerikanischen Klischees der extremen Rechten und der extremen Linken nicht nur zu bestätigen, sondern sogar zu übertreffen. Nach fast einem Jahr „America First“ können selbst hart gesottene Atlantiker die Krise der transatlantischen Beziehungen nicht länger leugnen. Doch diese Krise ist nur Teil einer Erschütterung der internationalen Ordnung im Ganzen. Zeit eine erste Bilanz zu ziehen. Welche Befürchtungen sind eingetreten? Welche Hoffnungen haben sich erfüllt, beziehungsweise zerschlagen? (...)
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IPG-Journal, 04.12.2017

Europe must find its own approach to Iran

Many commentators seem to be relieved: US President Donald Trump may be refusing to certify the agreement on limiting Iran’s nuclear programme, but at least he has not terminated it. That relief is understandable considering the temperamental, narcissistic character of the man in power in the White House. You could, however, take a different view of the situation. Yet again, the government in Washington has snubbed the treaty-based management of an international problem. After all, the painstakingly negotiated deal with the Iranian government was unanimously endorsed by the UN Security Council. The US president revealed his disdain for that organisation in a speech at the UN General Assembly in September, and he expressed that same contempt again more recently. Responsibility for how to proceed with the Iran agreement now lies with US Congress, which has 60 days in which to decide whether to reimpose sanctions on Iran. However, it is questionable whether anything will have been gained by referring the deal to Congress. (...)
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IPS-Journal, 27.10.2017

Europa muss mit Iran eigene Wege gehen

Viele Kommentatoren scheinen erleichtert: Der US-Präsident weigert sich zwar, das Abkommen zur Reduzierung des iranischen Atomprogramms erneut zu beglaubigen, doch immerhin hat Trump es nicht gekündigt. Man kann die Erleichterung nachvollziehen, wenn der Maßstab ein launenhafter und selbstverliebter Mann im Weißen Haus ist. Man kann die Dinge aber auch anders sehen: Erneut hat sich die Regierung in Washington von einer vertragsbasierten Regelung eines internationalen Problems verabschiedet. Immerhin war die mühsam errungene Einigung mit der iranischen Regierung vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einstimmig gebilligt worden. Mit welcher Geringschätzung der US-Präsident dieser Organisation begegnet, wurde spätestens mit seinem Auftritt vor der Generalversammlung klar. Am Wochenende hat er erneut seine Verachtung ausgedrückt. Die Verantwortung für den weiteren Umgang mit dem Iran-Abkommen liegt nun beim US-Kongress. Dieser hat 60 Tage Zeit, zu entscheiden, ob es zur Wiederaufnahme von Sanktionen gegen Iran kommt. Ob mit dieser Überweisung an den Kongress viel gewonnen wurde, ist fraglich.(...)
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IPG-Journal, 18.10.2017

Vertrauen und Zeit gehen verloren

Viele Kommentatoren scheinen erleichtert: der US-Präsident hat die Vereinbarung mit dem Iran nicht gekündigt. Man kann zu dieser Auffassung gelangen, wenn der Maßstab ein launenhafter, selbstverliebter und ungebildeter Mann im Weißen Haus ist. Man kann die Dinge aber auch anders sehen. Erneut hat sich die Regierung in Washington von einer vertragsbasierten Regelung eines internationalen Problems verabschiedet. Immerhin war die mühsam errungene Einigung mit der iranischen Regierung vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einstimmig gebilligt worden. Mit welcher Geringschätzung der US-Präsident dieser Organisation begegnet, wurde spätestens mit seinem Auftritt vor der Generalversammlung klar. Am Wochenende hat er erneut seine Verachtung ausgedrückt. Ob mit der Überweisung an den Kongress viel gewonnen wurde, kann man bezweifeln. Es waren beide Kammern des Hauses, die Präsident Obama jahrelang die Arbeit am Iran-Abkommen erschwert haben. Viele Verantwortliche sind weiterhin Mitglieder im US-Parlament. Umfassende Vernunft ist in diesem altehrwürdigen Gebäude nicht zu Hause. Dass gerade jetzt etwas Gutes dabei herauskommen soll, muss man daher bezweifeln. (....)
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Kölner Stadt-Anzeiger, 17.10.2017

Parameter einer sozialdemokratischen Außen- und Sicherheitspolitik

Bei den meisten Bundestagswahlen spielte die Außenpolitik nur eine untergeordnete Rolle. Die beiden großen Ausnahmen waren 1972, als leidenschaftlich um die Entspannungspolitik Willy Brandts gestritten wurde und 2003, als Gerhard Schröder „Nein“ zum völkerrechtswidrigen Irakkrieg sagte, während die damalige Oppositionsführerin Angela Merkel in Washington vor George W. Bush buckelte und in der Washington Post verkündete: "Schröder spricht nicht für alle Deutschen". Die Ereignisse des Jahres 2016 mit dem Brexit, dem Putschversuch in der Türkei und der Wahl Donald Trumps mit all seinen Folgen stellen eine Zäsur, ja vielleicht das Ende der liberalen Weltordnung dar. Im bevorstehenden Bundestagswahlkampf wird die Außenpolitik deshalb seit langem wieder eine hervorgehobene Rolle spielen. Dies spielt einmal mehr der amtierenden Kanzlerin in die Hand, die als letzte Verteidigerin des „freien Westens“ gefeiert wird. Es ist schon erstaunlich wie die windelweich verschwurbelte Bierzeltaussage Angela Merkels zum Proteststatement gegen Donald Trump hochgeschrieben wurde. (...)
Veröffentlicht: 
In: Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte 9/2017, S. 30-34.

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