Publikationen

Die USA und die "Liga der Demokratien"

Die amerikanische Idee einer Allianz der Demokratien könnte mit einer Neuausrichtung der US-Außenpolitik unter dem neuen Präsidenten eine Wiederbelebung erfahren. Doch können Finanzkrisen - wie die gegenwärtige - und Konflikte - wie der in Irak nur in einem Bündnis der Demokratien bewältigt werden? Frieden durch Demokratisierung ist eine durchaus erfolgversprechende Strategie, die jedoch nicht außerhalb, sondern innerhalb des Systems der Vereinten Nationen verfolgt werden muss. Nach der Wahl von Barack Obama zum 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten, sollte sich Europa auf eine Neuausrichtung der amerikanischen Außenpolitik einstellen, die vor allem die engsten demokratischen Verbündeten stärker einbeziehen, aber auch in die Pflicht nehmen wird. Die Hoffnungen - ja die Euphorie, die sich mit dem ersten schwarzen US-Präsidenten verbinden - korrelieren dabei mit den unglaublich großen Schwierigkeiten und Herausforderungen vor denen Obama steht - innenpolitisch, was die Wirtschaftslage angeht, haushaltspolitisch, was die Finanzkrise betrifft und außenpolitisch, was die zwei Konflikte im Irak und in Afghanistan angehen, ebenso wie die vielen ungelösten Fragen im Nahen Osten und im Verhältnis zu Russland. Hierfür braucht er Partner und Freunde. Die Bedingungen für eine Wiederbelebung des transatlantischen Verhältnisses sind jedenfalls so gut wie lange nicht mehr, vor allem da Obama einen erheblichen Vertrauensbonus in Europa genießt. (...)
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In: Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte 1-2/2009, S. 73-75.

Expectations of and hopes for the new US government

I should like to begin by saying that the expectations which many Europeans have of the American presidential elections fundamentally changing Washington's foreign policy are not, in my opinion, going to be met. There will always be issues in the transatlantic relationship which will lead to discussions, differences of opinion and occasional quarrels. No matter who wins the election, we are not going to suddenly enter transatlantic paradise! Especially since the next President will be faced with far greater challenges than many of his predecessors in view of the dramatic crisis in the American financial system, comparable in scale only to the Great Depression of 1929. Regardless of the results of the elections, I therefore expect a return to multilateralism. Yet this also means that both John McCain and Barack Obama will call on the Europeans to take on more responsibility. Or, to put it in more concrete terms: the next President will expect greater support from the Europeans in Iraq and in Afghanistan. (...)
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Speech given before the Fabian Society (in cooperation with the FES), London, "America Votes, Europe responds", 08.11.2008

Erwartungen und Hoffnungen an die neue US-Regierung

Zunächst einmal möchte ich vorweg schicken, dass ich glaube, dass die Erwartung vieler Europäer, der Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahlen werde zu grundsätzlichen Änderungen in Washingtons Außenpolitik führen, enttäuscht werden wird. Bestimmte Dinge im transatlantischen Verhältnis werden unabhängig von Personen immer zu Diskussionen, Interessenunterschieden und gelegentlich auch Reibungen führen. Egal, wer die Wahl gewinnt, wir werden nicht plötzlich in ein transatlantisches Paradies eintreten. Zumal der nächste Präsident angesichts der schweren Krise des amerikanischen Finanzsystems, die sich in ihrem Ausmaß nur noch mit der Weltwirtschaftskrise von 1929 vergleichen lässt, vor weit größeren Herausforderungen stehen wird als viele seiner Vorgänger. Ich erwarte deshalb unabhängig vom Wahlausgang eine Rückkehr zum Multilateralismus. Dies bedeutet aber auch, dass sowohl John McCain als auch Barack Obama die Europäer verstärkt in die Pflicht nehmen werden. Oder konkreter: Der nächste Präsident wird von den Europäern mehr Unterstützung im Irak und in Afghanistan fordern. (...)
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Berlin, 31.10.2008

Regional Security Policy at the Greater Horn of Africa. Analysis of regional conflicts and the path for political solutions.

Excellencies, Ladies and Gentlemen, Colleagues, It is an honour and a pleasure for me to be allowed to give the dinner speech here tonight. The title of the conference - "Regional Security Policy at the Greater Horn of Africa. Analysis of regional conflicts and the path for political solutions" - already shows what a comprehensive and ambitious approach the organisers have taken to this issue. I cannot and therefore would not wish to presume to be able to come even close to providing any solutions to the crises at the Horn of Africa. That would, incidentally, also go way beyond the scope of a dinner speech. Nevertheless, I would like to take the liberty of briefly addressing a few points and problems in the presence of this impressive array of experts. The Greater Horn of Africa region (which includes the multiethnic states Ethiopia and Eritrea, the failing state Somalia and the small state Djibouti) is undeniably a chronic hot spot. Of course, the dominant crises in the region are the ongoing violent conflicts in parts of Somalia and the unresolved border dispute between Ethiopia and Eritrea. The two rivals have now accumulated a vast number of states which are supporting one of the two sides in Somalia. The less than 2,000 African Union troops have so far contributed little in the way of de-escalation and are mainly preoccupied with defending themselves. (...)
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Cairo, 29.10.2008

Ein neuer Rüstungswettlauf droht

Helmut Schmidt und Hans-Dietrich Genscher haben in den vergangenen Monaten mehrfach angemahnt, dass Thema Abrüstung und Rüstungskontrolle wieder auf die Tagesordnung der internationalen Politik zu setzen. Die amerikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain und Barack Obama wollen so schnell wie möglich mit Russland einen Vertrag über die Begrenzung der strategischen Atomwaffen vereinbaren. Und erst vor wenigen Tagen hat der russische Präsident Dmitri Medwedew angeboten, eine neue Sicherheitsarchitektur auf der nördlichen Halbkugel von Vancouver bis Wladiwostok zu errichten - einschließlich weitreichender Abrüstungsverpflichtungen. Worauf sollten sich Rüstungskontrollverhandlungen konzentrieren? In Europa muss der angepasste Vertrag über den Abbau der konventionellen Streitkräfte (AKSE) unbedingt gerettet werden. Außerdem müssen aus europäischer Sicht die taktischen Kernwaffen abgerüstet werden. Diese Überbleibsel aus dem Kalten Krieg mit einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern haben weder eine Berechtigung noch einen militärischen Wert. (...)
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Kölner Stadt-Anzeiger, 21.10.2008

Modelle Massenvernichtungswaffenfreier Zonen im Nahen- und Mittleren Osten und am Persischen Golf

Abstract: The notion of a Middle East nuclear weapon free zone, or a weapons of mass destruction free zone, sounds like a utopian dream. Although the issue has been on international agendas for more than 30 years, it has yet even to approach realization. This article examines the development towards a nuclear weapon free zone in the Middle East, taking into account the special regional problems resulting from a possible realization of this. After that, there will be a discussion of the Gulf Cooperation Council's (GCC) suggestion of the creation of a weapons of mass destructions free zone in the Persian Gulf. Keywords: Atomwaffenfreie Zone, Naher Osten, Persischer Golf, Regionale Rüstungskontrolle (...)
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Vierteljahresschrift für Sicherheit und Frieden (S+F) 4/2008, S. 227 - 233

Atomare Schatten

Als sich Barack Obama bei seiner Berliner Rede am 24. Juni d.J. mit großer Geste für eine Welt ohne Nuklearwaffen aussprach, brachte ihm dies den mit Abstand größten Applaus ein. "Dies ist der Moment, an dem wir das Ziel einer Welt ohne Atomwaffen erneuern müssen", erklärte der demokratische Präsidentschaftskandidat. Und in der Tat ist atomare Abrüstung heute dringlicher denn je. Fast 20 Jahre nach Ende des Kalten Krieges werden, allen voran von den Vereinigten Staaten, Planungen weitergeführt, wonach der Atomkrieg im Rahmen der Strategie der flexiblen Reaktion (flexible response) nicht als apokalyptisch, sondern als begrenz- und gewinnbar gedacht wird. Gegenwärtig lagern weltweit noch an die 30 000 nukleare Sprengköpfe. Die mehrfache Vernichtungskapazität der Menschheit hat sich seit 1989 also nur unwesentlich verringert. Dafür ist die Verteilung der Massenvernichtungswaffen weit brisanter geworden. Dies belegt keineswegs nur die anhaltende Krise um das iranische Rüstungsprogramm. Denn nahezu unbemerkt von der Weltöffentlichkeit befinden sich die führenden Militärmächte längst wieder in einem neuen atomaren Rüstungswettlauf, der dringend gestoppt werden muss. In den Planungsstäben der Großmächte erlebt die Atombombe eine strategische Renaissance. Der "atomare Schatten", die konkrete Gefahr eines Atomkrieges, entwickelt sich immer mehr zu einer "politisch operativen Größe gängiger Weltpolitik". Mit der fortwährenden Modernisierung ihrer Arsenale stellen nicht nur die USA, sondern auch Russland, China, Frankreich und Großbritannien die Abrüstungsverpflichtung aus Artikel VI des Atomwaffensperrvertrages in Frage und rücken von dem durch die Überprüfungskonferenz 2000 im Konsens verabschiedeten 13 Punkte-Aktionsplan für nukleare Abrüstung ab. (...)
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Blätter für deutsche und internationale Politik 9/2008, S. 31-43.

Will Berlin's Lovefest with Obama be Shortlived?

Barack Obama's charisma and youth have won the Democratic presidential candidate many fans in Berlin. Republican candidate John McCain, on the other hand, is seen as a choleric hardliner. But neither of them would cozy up to the German government. It's a dream, nothing but a dream. And yet it has taken hold in many places around the German capital, in the offices of cabinet ministers and members of parliament, in strategy sessions at party headquarters, around conference tables at the editorial offices of newspapers and magazines, and even in a few of the countless offices of Berlin's federal government bureaucracy. The dream goes something like this: What if just a small fragment of the American presidential election primary were to spill over into Germany? The enthusiasm, for example, and the vitality, energy and drama that the world's oldest democracy has presented to the global public for months? And what if German politicians would exude just a smidgen of the youthfulness and spirit of optimism that Barack Obama, the presumptive Democratic presidential candidate, seems to have in abundance? (...)
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Spiegel, 09.06.2008

The League of Democracies: A "League of Justice" or an "Unholy Alliance"?

Independent of whether the next U.S. president will be John McCain or Barack Obama, Europe should prepare itself for a re-orientation of U.S. foreign policy; a foreign policy which will increasingly call upon the participation of its closest democratic allies. In a recent article, Republican presidential nominee John McCain proposed founding a "League of Democracies". According to McCain, this organization would not be designed to replace but instead to support the United Nations by becoming engaged when the UN fails to achieve results. Thereby, McCain reengages a debate that has defined U.S. foreign policy since the time of Woodrow Wilson and the U.S. entry into World War I in 1917: "making the world safer for democracies". This type of sentiment has pervaded U.S. foreign policy throughout the country's history. After World War II, this strategy was supplemented with the concept of containment of the Soviet Union and its satellite states. This strategy often had negative effects on democratization efforts since the U.S. was not very picky in terms of who it chose to engage in alliances with during the time of the Cold War. According to the principle "the enemy of my enemy is my friend", dictatorships and even the Taliban in Afghanistan received U.S. support as long as they were anti-communist in ideology. (...)
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Occasional Paper, FES Washington D.C., August 2008

Abrüstung und Rüstungskontrolle als vitale deutsche Interessen

Unabhängig davon, ob ein Staat heute angesichts des sich ständig ändernden internationalen Umfelds auswärtige Interessen überhaupt jenseits von Allgemeinplätzen dauerhaft bestimmen kann, mangelt es keineswegs an Papieren und Strategien, die Deutschlands außenpolitische Interessen zu definieren versuchen: Das Weißbuch von 2006, die europäische Sicherheitsstrategie und die europäische Strategie gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen von 2003 sind dabei die wichtigsten Grundlagendokumente, in denen die deutschen und europäischen Interessen ausführlich behandelt werden. Was sind nun deutsche Interessen? Als rohstoffarmer Handelsstaat ist Deutschland auf eine internationale Ordnung, Verträge und internationale Organisationen angewiesen, die die globalen Rahmenbedingungen berechenbar machen und die Einhaltung der Regeln garantieren. Auch wenn die "Berliner Republik" mit veränderten und gewachsenen Erwartungen ihrer Partner konfrontiert wurde, hat sich an den Grundkonstanten deutscher Außen- und Sicherheitspolitik in einem dicht gesponnenen Netz institutioneller Bindungen auf den ersten Blick wenig geändert. Das Hauptmerkmal ist nach wie vor ein ausgeprägter Multilateralismus und die Abneigung gegenüber Sonderwegen und Alleingängen. Immer gemeinsam mit Partnern, niemals alleine, lautet nach wie vor die Devise deutscher Außenpolitik. Man kann von einer "Never alone-Doktrin" sprechen. Aus diesem Grunde ist deutsche Außenpolitik in hohem Maße auch Institutionen-Politik. (...)
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In: spw 4/2008, Heft 165, S. 23-26.

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