Deutsche Staatsmänner fordern atomare Abrüstung
AG Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung Zu der heute in der FAZ veröffentlichten gemeinsamen Erklärung von Helmut Schmidt, Richard von Weizsäcker, Hans-Dietrich Genscher und Egon Bahr erklärt der Sprecher für Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich: Die Erklärung vier wichtiger ehemaliger deutscher Politiker kommt zum richtigen Zeitpunkt. Wir brauchen neue Schritte zur Abrüstung und Rüstungskontrolle. Mit dem bevorstehenden Amtsantritt von Barack Obama verbinden sich Hoffnungen auch auf diesem Gebiet. Während seiner Berliner Rede hatte der damalige Präsidentschaftsbewerber neue Abrüstungsinitiativen angekündigt und das Ziel einer atomwaffenfreien Welt beschworen. Jetzt ist die Zeit zum Handeln. Auch die europäischen Regierungen und Institutionen sind aufgefordert vergleichbare Anstrengungen zu unternehmen. Die Bundesregierung könnte hier eine Menge bewirken. Auf dem Weg dorthin müssen Russland und die USA den Anfang machen, da sie über die bei weitem meisten Atomsprengköpfe verfügen. Die zentrale Voraussetzung für Fortschritte bei der nuklearen Abrüstung bleibt deshalb die Entspannung im amerikanisch-russischen Verhältnis. Wir brauchen Russland als Partner, um auch hier zu dauerhaften Fortschritten zu kommen. Dabei muss das Angebot des russischen Präsidenten Dmitrij Medwedjew für eine neue gemeinsame europäische Sicherheitsstruktur ernsthaft geprüft werden. Die weitgehend unbeachtete Ratifizierung des IAEA-Zusatzprotokolls durch US-Präsident Bush am 30.12.2008 ist ebenfalls ein wichtiges und richtiges Signal und macht Hoffnung für die 2010 anstehende Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrages. Weitere Schritte ? wie die längst überfällige Ratifizierung des Atomteststopp-Vertrags durch die USA und die Verlängerung des Verifikationssystems zum START I-Vertrag über den Dezember 2009 hinaus ? müssen folgen. Zudem muss auf dem NATO-Jubiläumsgipfel im April dieses Jahres in Straßburg und Baden-Baden die Bedeutung der Rüstungskontrolle, Abrüstung und Nichtverbreitung in der Allianz neu bewertet und gestärkt werden. Außenminister Frank-Walter-Steinmeier bemüht sich seit langem darum, die Abrüstungspolitik voranzubringen. Stellvertretend seien hier nur seine Vorschläge zur Multilateralisierung des Brennstoffkreislaufes, die deutsch-norwegische Abrüstungsinitiative im Rahmen der NATO sowie die Bemühungen zur Rettung des Regimes über konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE) genannt. Die Autoren haben Recht: Das Schlüsselwort unseres Jahrhunderts heißt in der Tat ?Zusammenarbeit?, da kein globales Problem durch Konfrontation oder durch den Einsatz militärischer Macht zu lösen ist. Der Amtsantritt von Obama kann und muss zu einer Wiederbelebung der internationalen Abrüstungspolitik genutzt werden. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands wird alles dafür tun, um Obama mit eigenen Abrüstungsinitiativen den Rücken zu stärken.
Veröffentlicht:
Berlin, 09.01.2009