Die Bedeutung der FES-Auslandsarbeit am Beispiel des FES-Büros in Tokyo

„Demokratie braucht Demokraten“

Friedrich Ebert

Als der erste demokratisch gewählte Reichspräsident Deutschlands, Friedrich Ebert, am 28. Februar 1925 stirbt, hat der überzeugte Sozialdemokrat in seinem Testament verfügt, eine Stiftung zu gründen. Sie soll dazu beitragen, Menschen aller Schichten im demokratischen Geist zu erziehen, das Verständnis zwischen Deutschland und seinen Nachbarn zu verbessern und begabte junge Menschen zu fördern. Die internationale Arbeit der Friedrich Ebert Stiftung ist als ein Standbein unseres Programms für eine soziale Demokratie und seitdem kontinuierlich gewachsen. Die weltweit 105 Auslandsbüros arbeiten unabhängig und doch sind sie Teil der Anstrengungen deutscher Außenpolitik  für Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit

Politische Stiftungen spielen als Grenzgänger zwischen Gesellschafts- und Staatenwelt im Bereich der deutschen Außenpolitik eine wichtige Rolle. Sie haben – im Gegensatz zur staatlichen Außen- und Entwicklungspolitik – die Möglichkeit in Politikbereichen tätig zu werden, die staatlichen Trägern in der Regel verschlossen bleiben. Die vielen intensiven Kontakte insbesondere zu Vertretern der Zivilgesellschaft ist ein wesentliches Merkmal ihrer Arbeit vor Ort. Aufgrund ihrer Unabhängigkeit können sie vor Ort zudem wesentlich flexibler arbeiten.

Seit über 50 Jahren leistet die Friedrich-Ebert-Stiftung in Tokyo ihren Beitrag für eine stabile und friedliche Entwicklung und zur Vertiefung der Verständigung zwischen Deutschland, Europa und Asien. Dies liegt sowohl im deutschen wie im europäischen Interesse, aber natürlich auch im Interesse unserer jeweiligen Partnerländer, zumal lokale und regionale Krisen heutzutage stärker als in der Vergangenheit zunehmend auch globale Konsequenzen haben. Dies zeigt wie relevant die politischen Herausforderungen in der Region nicht nur für die Menschen hier sondern auch in Europa sind und wie notwendig zugleich die Arbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung in Japan ist und bleibt.

Im Mittelpunkt der Stiftungsarbeit in Süd-, Südost- und Ostasien steht seit Beginn die Förderung der demokratischen Entwicklung und der sozialen Dimension des Wirtschaftswachstums. Dem internationalen Dialog in Asien selbst sowie zwischen Asien und Europa und den Fragen der Krisenprävention maß die Stiftung in den letzten Jahren eine immer größere Bedeutung bei.

Deutschland und Japan stehen vor ähnlichen internationalen Herausforderungen. Beide sehen sich einem tiefgreifenden demografischen Wandel mit alternden Gesellschaften gegenüber. Für beide spielt das Thema Energiesicherheit eine wichtige Rolle. Und spätestens mit dem Wahlsieg Donald Trumps werden beide sich überlegen müssen, wie sie mit der im Wahlkampf angekündigten schwindenden amerikanischen Sicherheitsgarantie angesichts der Konflikte in Südostasien und in der Ukraine umgehen. In diesem Zusammenhang spielt auch die Frage der Abrüstung und Rüstungskontrolle eine wichtige Rolle. Ein weiteres wichtiges Thema ist zweifelsohne die Zukunft der Regionalorganisationen EU und ASEAN und ihre Rollen als Sicherheitsgemeinschaften.

Ich selbst hatte – auch im meiner Funktion als Vorsitzender der deutsch-japanischen Parlamentariergruppe – die Ehre und das Vergnügen, in den letzten Jahren mehrfach an Veranstaltungen der FES im Rahmen einer Konferenzreihe in Tokyo und Berlin teilzunehmen. Dabei ging es u.a. um die konfliktreichen Beziehungen zwischen Japan und der Volksrepublik China und um die Frage, welche Lehren sich aus der Entspannungspolitik und dem Konzept der gemeinsamen Sicherheit für den asiatischen Raum ziehen lassen. In den letzten Jahren standen im Fokus der Arbeit der FES in Japan zudem Fragen der Energiepolitik, des demographischer Wandels und der Migration sowie Debatten um die Interpretation der Kriegsvergangenheit Japans.

Als Mitglied des Deutschen Bundestages habe ich seit über 10 Jahren von der Arbeit und der fachlichen Expertise der FES häufig profitieren dürfen. Die Kompetenz, die Flexibilität, die Motivation und der gebündelte Sachverstand der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – in der Berliner Zentrale, aber auch insbesondere hier in Tokyo – haben mich immer wieder beeindruckt und mir im politischen Dialog mit japanischen Kolleginnen und Kollegen sehr geholfen. Umso mehr freue ich mich, dass ich der Stiftung durch meine Arbeit im Vorstand der Friedrich Ebert Stiftung einen Teil zurückgeben kann.

Besonders erwähnen möchte ich natürlich die hervorragende Kooperation mit dem FES-Vertreter in Japan, Prof. Dr. Sven Saaler, der sowohl der Stiftung aber auch uns Abgeordneten und anderen Repräsentanten aus Deutschland seit vielen Jahren mit klugem Rat und engagierter Tat zur Seite steht!

Lieber Sven, ich möchte mich ganz besonders bei Dir, Deinen Vorgängern und dem FES-Team Tokyo sehr herzlich bedanken! Ohne Dein Engagement für die Stiftung, deren Arbeit Du ja neben Deinem Beruf als Wissenschaftler planst und organisierst, wäre Vieles in den letzten Jahren nicht möglich gewesen. Wir alle haben von deinen so vielfältigen Kontakten und Deinem nahezu unerschöpflichen Wissen über die Menschen in Japan und ihre gesellschaftliche Verfasstheit und ihren Herausforderungen sehr profitiert. Herzlichen Dank dafür !

Ich wünsche der Friedrich-Ebert-Stiftung in Japan zu ihrem 50-jährigen Jubiläum alles Gute und viel Erfolg in den kommenden Jahren, die sicherlich nicht weniger herausfordernd sein werden, als die vergangenen.

Autor: 
Von Rolf Mützenich
Veröffentlicht: 
Tokyo, 21.02.2017
Thema: 
Grußwort anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Büros der Friedrich-Ebert-Stiftung in Tokyo