George Soros übt scharfe Kritik
Nein, George Soros hegt wahrlich keine Sympathie für George W. Bush. Als der US-Präsident vor drei Jahren wiedergewählt werden wollte, organisierte der Multimilliardär und politisch engagierte Philanthrop eine Gegenkampagne. Auch zu Bushs jüngsten Einlassungen über die Möglichkeit eines Dritten Weltkrieges hat er klare Ansichten. "Ich bin insgesamt sehr besorgt, was die Gefahr militärischer Konflikte angeht", sagte Soros gestern der Berliner Zeitung. "Wir haben in Iran und den USA eine vergleichbare Situation: In beiden Ländern sind extreme politische Kräfte an der Macht."
Das Regime in Teheran könnte nach Soros' Ansicht eine Chance darin sehen, einen Angriff zu provozieren, um seine schwächelnde Position im Innern zu festigen. "Zugleich haben wir in den USA Bush und Cheney, deren Popularitat sich auch im freien Fall befindet", so Soros. Ihnen biete ein.Angriff auf Iran die Chance, die Nation wieder hinter sich zu vereinen. "Das würde auch davon ablenken, dass ihre Politik gescheitert ist." Hinzu komme Wladimir Putin, der - so Soros - großen Vorteil von einem Konflikt in der Region hätte. "Deswegen meine ich, die Gefahr eines militärischen Konfliktes ist sehr real. Das alles könnte die Welt tatsächlich mindestens in einen regionalen Krieg hineinziehen", erklärte Soros.
Bushs Äußerungen stoßen auch bei deutschen Politikern auf Kritik. Eine solche rhetorische Eskalation sei kontraproduktiv für die Suche nach einer Lösung im Atomstreit mit Iran, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz (CDU). Aus Sicht des FDP-Außenpolitikers Werner Hoyer verbaut Bush sich mit dem "ständigen Drehen an der rhetorischen Eskalationsschraube" den Weg zu einer Verhandlungslösung. Rolf Mützenich (SPD) erklärte: "Die Drohung mit einem Dritten Weltkrieg ist unverantwortliches Gerede. Es gefährdet ein gemeinsames und friedliches Vorgehen in der iranischen Atomkrise."