Droht ein US-Angriff auf Iran?

Der Streit um das Atomprogramm des Iran - gestern wurden die Gespräche der EU mit dem iranischen Chefunterhändler Ali Laridschani in Wien nach zwei Stunden ergebnislos abgebrochen. Wie geht es jetzt weiter? EXPRESS sprach mit dem abrüstungspolitischen Sprecher der SPD im Bundestag, dem Kölner Abgeordneten Dr. Rolf Mützenich (46):

Michael Fuchs: Sie waren mehrfach im Iran. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Rolf Mützenich: : Es ist sehr schade für die Menschen im Iran, dass Präsident Ahmadinedschad alles tut, um das Land international zu isolieren. Der Iran ist eigentlich das entwicklungsfähigste Land in dieser Region. Die rückwärts gerichtete Politik des autoritären Regimes wird nur von einem Teil der Bevölkerung unterstützt.

Fuchs: Doch Ahmadinedschad scheint im Iran viel Zuspruch zu erhalten, wenn er gegen Israel und den Westen hetzt ?

Mützenich: Aber nur von seinen Anhängern. Die anderen schweigen. Viele gemäßigte Iraner, die vergeblich auf mehr Demokratie gehofft hatten, haben resigniert und sich ins Privatleben zurückgezogen. Ich denke, dass auch die iranische Wirtschaft, die auf Importe angewiesen ist, nicht glücklich über Ahmadinedschads Politik ist.

Fuchs: Wie gefährlich ist Irans Präsident für den Weltfrieden?

Mützenich: Man darf nicht alles wörtlich nehmen, was er sagt. Mit seinen Hasstiraden will er vor allem von innenpolitischen Problemen ablenken. Außerdem hat er längst nicht so viel Macht, wie viele glauben.

Fuchs: Woran scheitert bislang eine Einigung im Atomstreit?

Mützenich: Die Iraner gehen oft mit einer "Alles-oder-nichts"-Mentalität in Verhandlungen, was Kompromisse erschwert. Das Recht auf Nutzung der Atomkraft ist für sie auch eine Frage der Ehre. Zudem sind sie misstrauisch gegenüber dem Westen, der sie schon mehrfach hat hängen lassen.

Fuchs: Würden die USA Irans Atomanlagen notfalls bombardieren?

Mützenich: Diese Option halte ich derzeit für unwahrscheinlich.