„Verfrüht und wenig zielführend“
Die Nato treibt auf ihrem Jubiläumsgipfel in Warschau die Entwicklung einer eigenen Raketenabwehr voran. Ist das Ihrer Ansicht nach sinnvoll?
Nein. Denn diese Entscheidung kommt mindestens zu früh und ist wenig zielführend im Verhältnis zwischen dem Bündnis und Russland.
Aber die Nato meint mit ihrem System doch gar nicht Russland, wie Angela Merkel im Bundestag betont hat, sondern die Abwehr iranischer Raketen
Die Einigung mit dem Iran über eine drastische Reduzierung seines Atomprogramms ist nun ziemlich genau ein Jahr alt. Seitdem wäre Zeit genug gewesen, auch über die Entwicklung der Raketen des Landes zu sprechen. Die Nato hat diese Möglichkeit leider verstreichen lassen. Russland versteht diesen Beschluss jedenfalls anders und hat dafür nachvollziehbare Gründe.
Und was sollte das Bündnis nun tun, statt sein Raketenabwehrprogramm voranzutreiben und das Verhältnis mit Russland weiter zu belasten?
Es ist ja richtig, Moskau mit seiner aggressiven Politik nicht einfach gewähren zu lassen. Aber es wäre sinnvoller, auch keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Deshalb sollen wir anstreben, mit Russland durch internationale Regeln zu einer Einigung über die Raketenabwehr zu kommen. Es gab mal einen Vertrag zwischen den USA und der Sowjetunion, der beiden die Stationierung landesweiter Raketenabwehrsysteme untersagte. Er ist leider von US-Präsident George W. Bush gekündigt worden.