Israel-Kritik von Grass stößt auf Empörung
Das von Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass gestern veröffentlichte Gedicht über die angebliche Bedrohung des Weltfriedens durch Israel ist auf scharfe Kritik gestoßen. Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, sprach von einem "Hasspamphlet". Der jüdische Publizist Henryk M. Broder bezeichnete den Schriftsteller als "Prototyp des gebildeten Antisemiten". Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Philipp Mißfelder, sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger": "Das Gedicht ist geschmacklos, unhistorisch und zeugt von Unkenntnis der Situation im Nahen Osten." Israel sei "das einzige Land in der Region, in dem die Rechte von Arabern und die Rechte von Frauen überhaupt realisierbar sind". Es in die Rolle des Aggressors zu bringen sei falsch. Sein SPD-Kollege Rolf Mützenich stellte fest: "Auch wenn Grass sicher kein Antisemit ist, bleibt sein Gedicht seltsam einseitig. In dem Text von Grass geht die Gefahr ausschließlich von der Atommacht Israel aus. Die Gefahren, denen sich der jüdische Staat gegenübersieht, werden hingegen verschwiegen."