Hoffnung für den Irak
Knapp ein Jahr nach dem Sturz Saddam
Husseins hat das Oxford Research International eine Umfrage
durchgeführt, die Anlass zur Hoffnung gibt. Hierzu erklärt Dr. Rolf
Mützenich, Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und des
Unterausschusses für Abrüstung, Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung:
Im Auftrag von ARD, ABC (USA), BBC (GB) und NHK (Japan) hat das Oxford
Research International im Februar eine Umfrage durchgeführt, die
informative Einblicke gibt und interessante Rückschlüsse auf die
zukünftige Entwicklung des Irak zulässt.
Die Umfrage bestätigt die Bundesregierung in ihrer Haltung, dass der
Stärkung der nichtmilitärischen und zivilgesellschaftlichen Strukturen
im Prozess des ?nation building? eine besondere Bedeutung zukommt und
einen langen Atem erfordert. Die Stärken und Erfahrungen der
Europäischen Union auf diesem Gebiet gilt es konsequent auszubauen.
Es ist als großer Erfolg zu werten, dass es den Initiatoren der Studie
gelungen ist, in einer politisch unabhängigen Umfrage einen
repräsentativen Querschnitt über das Meinungsbild der irakischen
Bevölkerung zu bekommen. Überraschenderweise blickt die Mehrheit der
Iraker optimistisch in die Zukunft. Auffällig ist, dass sich die
Befragten eine Verbesserung ihrer Sicherheitslage nicht von
ausländischen Truppen erwarten, sondern durch die Schaffung eines
stabilen zivilgesellschaftlichen Umfelds. Die Schaffung von
Arbeitsplätzen, Schulen und lokalen Verwaltungen, eine Stärkung der
lokalen Polizeikräfte und ein funktionierendes Rechtssystem stehen ganz
oben auf der Wunschliste. Hingegen misstrauen die Iraker den
Besatzungsmächten und der Zivilverwaltung, die als Marionette der
Vereinigten Staaten wahrgenommen wird.
Auch wenn kurzfristig 47 Prozent der Iraker einen ?starken Führer?
fordern, sprechen sich immerhin 42 Prozent der irakischen
Bevölkerung langfristig für eine demokratische Entwicklung des Landes
aus. Diese und weitere Erkenntnisse der Studie müssen konstruktiv
aufgegriffen werden. Gerade Deutschland kann mit seinen Erfahrungen und
seinen Einrichtungen dazu einen wichtigen Beitrag leisten.